Malraum Baden
Sehreise

Pressestimmen | Rezensionen

Mit einer Lehrerin auf SEHREISE, November 2007

Rezensent: Josef Rennhard, Schulblatt Aargau/Solothurn

Paul Klee liefert das Motto für das Bordbuch der Sehreise:
"Nicht nur im Künstler, in uns allen fliesst dieser Strom, aus dem Bilder auftauchen wollen."
Von den Urformen der Kunst – etwa von Spirale, Kreis und Strahlen – ist in diesem Buch die Rede, und von der Art, wie sich diese Urkräfte in den Entwicklungsphasen der Kinder widerspiegeln und wiederholen. Kindsentwicklung als Parallele zur Entwicklung der Menschheit? Auch in der gestalterischen Potenz? Eine packende Idee.

 

Gegenkräfte mobilisieren

Kaum ein Aspekt der zeichnerischen und malerischen Ausdrucksformen bleibt in diesem Werk ausgespart: Kinderzeichnungen als Forschungsgegenstand sowie Hinweise zur psychologischen Dekodierung der Produkte kindlicher Gestaltungskraft. Doch glücklicherweise bleiben die Autorinnen nicht im Psychologischen stecken. In unserer reizüberfluteten, mediatisierten und öfters auch brutalisierten Umwelt, welche die kindliche Kreativität zu zerstören droht, gilt es konkrete Gegenkräfte zu mobilisieren.
Wie dies geschehen kann, zeigen die beiden Autorinnen in Wort und Bild, gestützt auf die vielfältigen Erfahrungen der aargauischen Lehrerin Elisabeth Walder. Für Kindergarten und Schule vermittelt sie Tipps zur Umsetzung ihrer Ideen und Erkenntnisse.

 

Mutmacher

Das Buch macht Mut, das Malen selbst wieder zu versuchen, vielleicht sogar allen bisherigen Enttäuschungen zum Trotz.
Heikle Fragen, etwa jene nach der Benotung zeichnerischer Fähigkeiten, werden thematisiert. Und immer wieder taucht die Idee der Malateliers für Kinder (und Erwachsene) auf. Sind Turnhallen für den Sport eine Selbstverständlichkeit, wird den Malateliers vielerorts noch mit Skepsis begegnet. Dieses Buch trägt zur Meinungsänderung bei.
Es ist übrigens auch bibliophil hervorragend gestaltet und wird tatsächlich zur „Sehreise“. Einen zusätzlichen kraftvollen Motivationsschub, sich auf die spannende Reise zu begeben, liefert die dem Buch beigefügt DVD.

Von der Magie der Felswand zur Magie der Kinderhand, 28. Mai 2006

Rezensentin: Britta Bollenhagen auf amazon.de

Die Reise findet zeitgemäß und inhaltlich angemessen multimedial mit Text und Abbildungen im Buch sowie per Bilddatei und Film auf der beiliegenden CD-Rom statt.
Die beiden Malpädagoginnen nehmen den Leser und den Betrachter mit auf die Reise um die Welt, auf der Suche nach den bildnerischen Ausdrucksformen von Kindern in den verschiedenen Kulturen. Mit Erstaunen ist festzustellen, dass sich der Mensch unabhängig von seinem kulturhistorischen Hintergund mit denselben einfachen Zeichen ausdrückt, um sich oder seine Umwelt darzustellen. Jeder Mensch bedient sich eines universellen Formenrepertoires : aus den ersten Kritzeleien entwickeln sich einfache Formen wie Kreis mit Strahlen, Dreieck, Viereck und Gräte, die wiederum Ausgangspunkt werden für eine differenzierte Ausgestaltung bis hin zum konkreten Bild.

Die parallele Betrachtung von Kinderzeichnungen und den dazu passenden Bilddokumenten aus Kunst, Umwelt und Technik, deren Zusammenstellung den Autorinnen vortrefflich gelungen ist, helfen den Blick für die Urformen des Alltäglichen zu schärfen. Die Autorinnen möchten mit ihrem Buch auch zum Nachdenken anregen, denn in unserer heutigen Welt, die von audiovisuellen Medien mit vorgefertigten Bildern geprägt ist, droht die die Freude am Malen und die schöpferische Kraft zu verkümmern. Kinder und Jugendliche können ihre eigene Kreativität immer weniger spontan ausleben. Die Schule trägt ihren Teil dazu bei, denn handwerklich-gestaltende Unterrichtsinhalte werden zugunsten von Frühenglisch und Medienerziehung stark gekürzt. Lehrpersonen finden in diesem Buch Ideen, das Zeichnen und Malen in schulischen Zusammenhängen neu und zeitgemäß zu organisieren. Zschokke und Walder präsentieren das Konzept des schulinternen Malateliers, das in der Schweiz bereits an zahlreichen Schulen realisiert wurde. Sie verraten konkrete Tipps, wie in der Schule ein unscheinbarer, kleiner Raum in ein attraktives Malatelier verwandelt wird, in dem die Benutzer mit der Einhalting weniger Regeln selbstbestimmt und frei malen können. Insbesondere der Film auf der CD-Rom macht deutlich, dass die Rollen der beteiligten Personen neu definiert werden müssen.

Der Lehrer bereitet eine wohl geordnete Umgebung vor, verwöhnt die Malenden mit Dienstleistungen und berät, wenn gewünscht; die Malenden dürfen sich einfach nur ihrem Maltrieb hingeben, mit Konzentration und Hingabe tauchen sie in ihr Thema ein, finden Ruhe in der schweigenden Aktivität, die nur kurzfristig unterbrochen wird, wenn der Lehrer nach dem Aufruf „Lappen" leise huschend den Klecks entfernt. Die Erfahrungsberichte von Kunstpädagogen, Eltern und Kindern überzeugen und machen Lust, gleich morgen den Schulkeller nach einem passenden Raum zu durchforsten. Aber auch wer nicht das Malatelier original übernehmen will, findet zahlreiche Anregungen, die Themenstellung, die Lehrerrolle und die Raumgestaltung zu überdenken.